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Buchhandlung Meritas by Melanie Hofinger

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Die Bibel

Die Bibel

Entstehung - Bedeutung - Wirkung | Volker Neuhaus


2019 Marixverlag
Auflage: 1. Auflage
192 Seiten; s/w-Abbildungen; 206 mm x 133 mm
ISBN: 978-3-7374-1110-3

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€ 11,00

  • nicht lieferbar
Inhalt
Abkürzungen biblischer Bücher nach den Loccumer Richtlinien
Vorwort
Die Bibel - Name, Entstehung, Überlieferung
Das Wort »Bibel«
Die beiden »Testamente«
Unterschiede im Schriftverständnis
»Altes Testament«, »Erstes Testament«, »Jüdische Bibel«,
»Tanach«
A
Die hebräische Bibel
IAllgemeine Fragen
Die Bücher Mose
Die hebräischen Bücher der »Propheten«
Der Begriff »Prophet«
Ketubim ('Schriften')
Anführung der jüdischen Bibel im Neuen Testament
Der Kanon der hebräischen Bibel
Die griechische Übersetzung
Die Stellung der jüdischen Religion im Hellenismus
Überlieferung der biblischen Texte
Gedruckte Bibelausgaben und Übersetzungen
Die Übersetzung Martin Luthers
Wirkungen von Luthers Bibelübersetzung
Worin besteht die Hebräische Bibel oder das Erste
Testament?
Was heißt »Wort Gottes«?


»Es steht geschrieben« oder der Irrweg des biblizistischen
Fundamentalismus
Herbert Schöfflers livländischer Theologiestudent und die
moderne Exegese
IIWeltgeschichte als Heilsgeschichte - das hebräische Geschichtswerk als
erzählerische Theologie
Die Schöpfung
Der Sündenfall
Die Säkularisierung des Mythos vom Paradies
»Jenseits von Eden« - Kain und Abel
Der Gottesname JHWH
Die Sintflut
Die Erzväter (von der griechischen Vorsilbe archi = 'Ur') und
ihre Frauen
Die Josephs-Novelle
Die Josephsgeschichte in der Dichtung
Mose und der Exodus
Die Landnahme
Die Richterzeit
Die Stämme Israels, die »Amphiktyonie«, die »Bundeslade«
oder die »Lade JHWHs«
Samuel
Saul, David, Salomon
Die Reichsteilung
Die späte Königszeit
IIIKritik an der Historizität der israelischen Geschichtstheologie
Goethes Forschungen zur Hebräischen Bibel
Das Vierquellen-Modell
Kritik am Vierquellen-Modell im letzten Drittel des
20. Jahrhunderts
Neuere Theorien zu Pentateuch und Enneateuch
Das »Münsteraner Pentateuchmodell« nach PWeimar und
E. Zenger79


Die Geschichte Israels vor seiner Staatlichkeit nach
heutigem Kenntnisstand
Religionsgeschichte Israels nach Rainer Albertz
Der Gott der Väter
Die JHWH-Religion des Stämmebundes nach Albertz
»Ich, dein Gott, bin ein 68er.«
Die Königszeit
»Thron und Altar«
Tabelle zur Geschichte Israels und der biblischen Bücher in
derzeit herrschender Sicht
IVDie Propheten
Die Überlieferung
Das Zwölfprophetenbuch
Prophetie und Geschichtsbücher
Die zehn Gebote in der Fassung des Deuteronomiums
Das Credo Israels
VDas deuteronomistische Geschichtswerk
»Ein von einem Ausschuss erfundenes Pferd« -
der endgültige Pentateuch
Die Priesterliche Komposition
Chronik, Esra, Nehemia
VI»Schriften« oder »Poetische Bücher« (LXX)
Die Psalmen
Gattungen der Psalmen
Psalm 23 in Übersetzungen Martin Luthers von 1545 und
Martin Bubers von 1958
Das Nachwirken des Psalters
Die Weisheitsliteratur
Die Sprüche Salomos
Prediger Salomo
Das Buch Hiob
Das Hohelied Salomos
Der mehrfache Schriftsinn
VIIDie Apokalyptik
Ein christliches eschatologisches Datum als Fixpunkt des
globalen Kalenders
»Apokalypsen« als literarische Gattung
Die Daniel-Apokalypse
B
Das Neue Testament
IDie Evangelien
Der Kanon des Neuen Testaments
Das Leben des Apostels Paulus
Das »Ur-Evangelium« bei Paulus
Die Emmausjünger
Die Leben-Jesu-Forschung
»Ur«- oder »Deutero-Markus« und die Entstehung der
synoptischen Evangelien
Die Logien-Quelle »Q«
Die Formgeschichte der Jesusüberlieferung
Die Gleichnisse oder Parabeln
Die Fortschreibung eines Gleichnisses
Jesu Wunder und Gleichnisse in Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre
Die vier Evangelis

Ein christliches eschatologisches Datum als Fixpunkt des globalen Kalenders



Da nach der christlichen Lehre das Wirken Jesu, sein Tod und seine Auferstehung als Erfüllung der jüdisch messianischen Weissagungen von einem Weltenumbruch, wie er vom Judentum heute noch als zukünftiges Erscheinen des Messias erwartet wird, als erfüllt galten, hatte dies mit der Ausbreitung des Christentums auch praktische Folgen: In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts errechnete ein Mönch aus den Angaben des Neuen Testaments den Zeitpunkt von Jesu Geburt für das Jahr 754 nach der Gründung Roms - ab urbe condita -, der herkömmlichen Zeitrechnung des Römischen Reiches. '754 a. u. c.' wurde so zum Jahr '1 n. Chr'. Beda Venerabilis war um 730 der erste Historiker, der diese Christliche Zeitrechnung systematisch gebrauchte. Im Frankenreich Karls des Großen war sie dann bereits gebräuchlich und verbreitete sich von dort später weltweit, sodass die aus der christlichen Apokalyptik erwachsene Vorstellung einer Äonenwende zu Christi Geburt letztlich zum Fixpunkt des globalen Kalenders wurde - wenn auch zunehmend weltanschaulich neutralere Bezeichnungen wie 'u. Z.' (= 'unserer Zeitrechnung') in Gebrauch kommen.



'Apokalypsen' als literarische Gattung



In der ziemlich genau umrissenen jüdisch-christlichen Gattung der Apokalypse enthüllt Gott einem Auserwählten seinen für diese Äonen-Crash-Zeit festgelegten Plan, den er selbst nicht mehr ändern kann. Empfänger dieser Enthüllungen ist meist eine der großen Gestalten der Vorzeit, z. B. Abraham oder Mose; für sie lupft Gott die Decke von den 'letzten Dingen' und lässt sie Vorzeichen und Vollzug des Untergangs der alten Welt wie das Heraufscheinen und -kommen des Neuen Äons schauen. Somit werden die Begriffe 'Apokalypse' und 'apokalyptisch' heute meist doppelt falsch gebraucht: Zum einen bezeichnet man damit, etwa in Apocalypse Now, das 'Weltende' selbst, während Apokalypse eigentlich die Schrift darüber meint, zum anderen verkürzt man dieses eschaton unzulässig, weil mit dem Ende des alten Äons ausnahmslos immer der Anbruch einer neuen, einer besseren Zeit mitgemeint ist.

Langtext
Die Bibel ist der Grundtext des Judentums sowie aller christlichen Kirchen. Dabei ist dieses Werk keineswegs ein geschlossener einheitlicher Text: Die jüdische Bibel, das Alte Testament der Christen, nahm in fast 1000 Jahren aus Märchen, Sagen, Legenden, Geschichtserzählungen, Chroniken, prophetischen Visionen und Gesetzesbüchern für das alltägliche Zusammenleben ihre heutige Form an, während das Neue Testament in anderthalb Jahrhunderten aus Spruch- und Erzählsammlungen zu Jesu und der Apostel Leben und Lehre, Briefen der Apostel, theologischen Reflexionen und den Visionen eines apokalyptischen Sehers seine heutige Gestalt gewann. Beide Bücher zusammen wurden in 2000 Jahren zur Grundlage der gesamten westlichen Zivilisation. Diese Prozesse zeichnet Volker Neuhaus dem neuesten theologischen Forschungsstand folgend so präzise wie allgemein verständlich nach.

Neuhaus, VolkerDr. Volker Neuhaus, Literaturwissenschaftler und Theologe, promovierte 1968 in Bonn, habilitierte 1975 in Köln und ist dort seit 1977 Professor; seit 1988 evangelischer Geistlicher im Ehrenamt. Seine Schwerpunkte sind die Geschichte des Romans, Goethe, Grass und Wechselwirkungen zwischen Literatur und Christentum - sein jüngstes Buch Gipfelgespräche über die Luther-Rezeption Goethes, Thomas Manns und Grass' erschien 2017 im marixverlag.